Letztens
in der Galerie beim Feurle
Roland Adlassnigg zu sehen von 21 November 2024 bis Ende Jänner 2025. Seine Arbeit trägt den Titel Stein des Anstoßes und tatsächlich handelt es sich um einen Stein, einen Marmorbrocken. Schwebend, halb innerhalb und halb ausserhalb der Galerie, scheint der Stein fliehen zu wollen, auszubrechen. Allerdings zersplittert das Glas nicht, es gibt auf wundersame Weise nach. Gefrorene Zeit. Was geht hier vor? Der "Stein des Anstoßes" ist ein geflügeltes Wort, das aus der Feder von Martin Luther stammt. Der Stein, den wir hier sehen hat tatsächlich etwas von einer Reliquie. Menschen kommen und berühren ihn, in der Hoffnung auf ... ja, auf was denn? Glück? Kindersegen? Reichtum? Ganz glatt ist die Spitze des Steines, die aus dem Glas herausragt. Tausende Hände und Hoffnungen müssen sie schon berührt haben, wie die Ritter in der Schwarzmanderkirche in Innsbruck oder den „Charging Bull“ in Manhatten. Mehr zum Künstler auf roland-adlassnigg.com
Luka Berchtold zu sehen von 13 September bis Mitte November 2024. Ihre Arbeit trägt den Titel Anniversary und hat ihren Ausgangspunkt, wie oft bei Luka Berchtold, in Objekten oder Erfahrungen aus ihrem persönlichen Alltag – so auch hier. Die Blumen, die den Strauß bilden, sind nicht einfach nur Material. Jede von ihnen wurde der Künstlerin zu einem bestimmten Anlass geschenkt. Jede repräsentiert einen Moment, eine Begegnung, einen Grund. Wir wissen nichts darüber, können uns aber fragen, wie wir unseren eigenen Strauß binden würden. In ihrer bildhauerischen Arbeit behalten Objekte oft ihr typisches Aussehen, wechseln ihre Materialität jedoch radikal. Die Zartheit und Vergänglichkeit, die Blumen eigen ist, bleibt spürbar. Gleichzeitig verwandelt das hell glänzende Metall das Arrangement, nimmt die Zeit aus der Gleichung, verdrängt die Natürlichkeit und Wärme zugunsten einer kalten, harten Ewigkeit. Diese Ambivalenz von Zuständen ist dem bildhauerischen Schaffen von Luka Berchtold eigen. Sie eröffnet uns damit den Raum für unsere eigenen Gedanken und Geschichten. Der Titel ist – ein reiner Zufall – auch wortwörtlich zu nehmen, denn die Ausstellung von Luka Berchtold markiert den ersten Geburtstag der Galerie beim Feurle. Mehr zur Künstlerin auf lukaberchtold.com
Selina Reiterer zu sehen von 6 Juni bis Mitte September 2024. Ihre Arbeit trägt den Titel You can’t shop yourself to a better world. Die weltweite Textilindustrie war 2020 die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch. Das Färben und Veredeln von Textilien verursacht schätzungsweise 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung. Deshalb will die Die Europäische Union Textilabfälle reduzieren, den Lebenszyklus und das Recycling von Textilien verbessern. Aber, Altkleider werden meist in Länder außerhalb der Europäische Union exportiert, dort aber nicht weiterverwendet oder recycelt sondern zu 87 Prozent verbrannt oder landen auf Deponien. Wir glauben wir könnten durch unseren Konsum etwas verändern, weil die konsumorientierten Strukturen in denen wir Leben es uns glauben lassen. Saubere und nachhaltige Waren sollten die Lösung sein. Und so produzieren wir weiter und immer weiter. Es gibt einfach zu viel. »You can’t shop yourself to a better world« ist selbst weder ein besseres, noch saubereres Projekt. Es führt uns nur das Paradox vor Augen, dass wir glauben durch Konsum weniger Müll und Schadstoffe erzeugen zu können. Wir brauchen nichts. Recycling und Verzicht sind Wege die wir gehen könnten um es wenigsten zu versuchen. Mehr zur Künstlerin auf selinareiterer.com
Katharina Fitz zu sehen von 4 April bis Ende Juni 2024. Ihre Arbeit trägt den Titel Call and Response. Der Begriff des Titels bezieht sich auf eine Kompositionstechnik in der Musik, eine Abfolge von zwei unterschiedlichen Phrasen, die wie ein Gespräch funktioniert. Ein Spieler bietet eine Phrase an, und ein zweiter Spieler antwortet mit einem direkten Kommentar. In „Call and Response“ sind die charakteristische Überlegungen der Künstlerin zu Material und Prozess sowie zu Form und Ort offensichtlich. Die Arbeit adressiert Transfer und Vergänglichkeit, die ein Echo von Kommen und Gehen sind. Die Skulptur schwebt in ihrer Form zwischen Entstehung und Präsentation, scheint mitten im Werden angehalten, nur vorübergehend an Ort und Stelle, möglicherweise auch aufgegeben worden zu sein. Innerhalb dieser Reibung von Bewegung und Stillstand entsteht es ein Gefühl des Wartens, das uns einen genaueren Blick auf Materialien und Prozesse gewährt. Mehr zur Künstlerin auf katharinafitz.com
Maria Anwander zu sehen von 25 Jänner bis Ende März 2024. Die Arbeit Untitled erkundet die komplexen Beziehungen zwischen menschlichem Streben, technologischem Fortschritt und Unberührtheit der Natur. Maria Anwander präsentiert uns in ihrer kargen, präzisen Ästhetik einen Ausschnitt der unendlichen Weite des Weltalls und fragt nach unseren Grenzen – ethisch, ökologisch, politisch. Das erste Space Race war geprägt von Systemkonkurrenz, trug aber eine Hoffnung »for all mankind« in sich. Der aktuelle Wettlauf von Staaten und neu auch Unternehmen ist vor allem von kapitalistischen Erwägungen und Erwartungen geleitet. Es gilt, sich neue Territorien und ihre Ressourcen Untertan zu machen. Gleichzeitig mit ihrer kritischen Betrachtung weckt Maria Anwander eine poetische Sehnsucht nach dem Unbekannten und der Schönheit, gibt nicht alles verloren, verheißt uns Ungeahntes im Staub anderer Planeten. Mehr zur Künstlerin auf maria-anwander.net
Ronja Svaneborg zu sehen von 7 Dezember bis Ende Jänner 2024. Die Arbeit Giddy goes Ghillie operiert als verzerrter Audioguide. Statt Erklärungen und Kontextualisierungen anzubieten, nähert sich das Audiomaterial dem Konzept der Desorientierung aus verschiedenen Richtungen – räumlich, kulturell, kognitiv, sozial – und lädt den Besucher in einen desorientierten Overdrive ein. Wie ein Selbsthypnose-Tape aufgebaut, wird eine wiedererkennbare Stimme verwendet, die dem Soul-Guide ähnelt und dem Hörer immer wieder sagt, was passieren wird, sobald der Erzähler von 10 bis 1 heruntergezählt hat; was aber nie geschieht. Auf diese Weise bewegt sich die Arbeit in einem liminalen Raum; sucht nicht dem schnellsten Weg, die Desorientierung zu überwinden, sondern untersucht, was geschieht werden, wenn wir uns der Erfahrung hingeben. Der Guide spricht von der Idee der Tarnung, Teil einer Umgebung zu werden und in eine aufgelöste Präsenz einzutreten. Je präziser eine Tarnung ist, desto geringer die Bandbreite der möglichen Bewegungen. Mehr zur Künstlerin auf ronjasvaneborg.com
Claudia Larcher zu sehen von 22 September bis Ende November 2023. Die Arbeit Stillleben 3000 ist Claudia Larchers zeitgenössischer Dialog mit der Tradition des klassischen Stilllebens. Dieses digital und mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugte Kunstwerk zieht seine Inspiration aus dem Schaffen von Rachel Ruysch, einer der wegweisenden niederländischen Künstlerinnen des 17. Jahrhunderts. In ihrer Neuinterpretation eines Blumenstilllebens schafft Larcher eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, klassischer Kunst und modernem Konsum sowie zwischen natürlichen und technologischen Elementen. Dabei werden traditionelle Vanitas-Symbole im Kontext der heutigen Zeit neu belebt. Ein technoid anmutender Vogelschädel dient als Mahnung der Vergänglichkeit und ruft gleichzeitig die drängenden Fragen von Klimawandel und Artensterben ins Gedächtnis. Die Zerbrechlichkeit des Lebens, einst durch Glas symbolisiert, wird hier durch ein zerbrochenes Smartphone neu inszeniert. Auch das Konzept der Zeit wird aktualisiert: Statt Sanduhren kommt eine animierte Rolex zum Einsatz. Larcher verwendet Kunstblumen aus Plastik, die in ihrer unvergänglichen Perfektion den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts widerspiegeln und auf ökologische Herausforderungen unserer Zeit hinweisen. Mehr zur Künstlerin auf claudialarcher.com
